Die Verwendung von Desinfektionsmitteln in Kindertagesstätten tragen einer spanischen Studie zufolge zu einer deutlichen Abnahme von Atemwegsinfektionen bei unter Dreijährigen bei.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Sobald die ersten kühlen Tage ins Land ziehen, beginnt überall das große Husten – auch in den Kindertagesstätten. Atemwegserkrankungen haben jetzt wieder Hochkonjunktur. Ernestina Azor-Martinez vom Hospital Torrecárdenas, Almería, und Kollegen sind der Frage nachgegangen, ob eine bessere Handhygiene Einfluss auf die Zahl der Krankheitsepisoden haben kann.
In eine randomisierte, kontrollierte, offene Studie schlossen sie 911 Kinder zwischen null und drei Jahren ein, die in 24 Tageseinrichtungen in Almería mindestens 15 Stunden pro Woche betreut wurden. Im Rahmen eines pädagogischen Aufklärungs- und Handhygieneprogramms bildeten die Studienautoren drei Gruppen: In einer Gruppe wurden die Hände mit Wasser und Seife gewaschen (SW, übliche Flüssigseife ohne spezielle antibakterielle Zusätze, pH 5,5), in einer zweiten Gruppe wurde ein Handdesinfektionsmittel verwendet (HS, 70% Ethanol) und die Kinder der dritten Gruppe (Kontrollen) setzten ihre üblichen Handwaschgewohnheiten fort. Zusätzlich besuchten die Eltern sowie das Personal der Einrichtung einen Workshop zum Thema „Handhygiene“ und erhielten weitere Informationen. Die HS-Teilnehmer wurden darüber hinaus über den sachgerechten Gebrauch von Desinfektionsmitteln aufgeklärt.
Seifen- und Desinfektionsmittelspender wurden installiert und die Eltern der Interventionsgruppen erhielten zudem die ihrer Gruppe entsprechenden Lösungen mit nach Hause. Alle Kinder waren angehalten, nach dem Toilettengang und bei sichtbarem Schmutz die Hände wie üblich zu waschen. Zusätzlich folgten die Teilnehmer der beiden Interventionsgruppen bzw. deren Betreuer in folgenden Situationen ihren spezifischen Vorgaben: nach der Ankunft in der Einrichtung, vor und nach dem Essen, nach dem Spiel im Freien, vor dem Nachhausegehen, nach Husten, Niesen oder Naseputzen sowie nach dem Windelwechsel.
Händedesinfektion lohnt sich
Innerhalb der achtmonatigen Beobachtungszeit von November 2013 bis Juni 2014 kam es zu 5211 Atemwegserkrankungen. Die Diagnosen umfassten: nichtspezifische Infektion des oberen Respirationstrakts, Otitis media, Pharyngotonsillitis, Infektion der unteren Atemwege, akute Bronchitis sowie Bronchiolitis. Dabei hing die Zahl der Krankheitsepisoden von der Hygienepraxis der jeweiligen Gruppe ab. So lag das Erkrankungsrisiko der Kinder, die sich die Hände desinfizierten, in der adjustierten Analyse signifikant um 23% niedriger als in der Kontrollgruppe. Zudem wurden den Kindern der HS-Gruppe 31% weniger Antibiotika verschrieben.
Auch beim direkten Vergleich der beiden Interventionsgruppen zeigten sich die Vorteile der Händedesinfektion: Teilnehmer der SW-Gruppe hatten ein um 21% höheres Infektionsrisiko und um 31% mehr Antibiotikaverschreibungen als Kinder der HS-Gruppe.
Die Kindertagesstätten registrierten insgesamt 5186 Fehltage wegen Atemwegsinfekten. Dabei mussten Kinder der HS-Gruppe signifikant weniger Tage krank zu Hause bleiben als Krippenbesucher der SW- oder der Kontrollgruppe (3,25% vs. 3,9% bzw. 4,2%).
Das Wichtigste in Kürze:
Frage: Haben Handhygieneprogramme für Kinder von Kindertagesstätten sowie deren Erzieher und Eltern Einfluss auf die Häufigkeit von Atemwegserkrankungen?
Antwort: Kinder, die ihre Hände nur mit Wasser und Seife wuschen, hatten ein um 21% höheres Risiko für Atemwegsinfektionen, 31% mehr Antibiotikaverordnungen und 12% mehr Fehltage als Kinder, die ein Desinfektionsmittel verwendeten.
Bedeutung: Mit besserer Handhygiene in der Kinderkrippe können Atemwegsinfektionen vermieden und Antibiotika eingespart werden.
Einschränkung: 87% der Diagnosen waren zwar medizinisch, aber nicht mikrobiologisch bestätigt worden.
Quelle: Ärztezeitung online, 20.11.2018
Originalpublikation: http://pediatrics.aappublications.org/content/142/5/e20181245
KOMMENTAR
Wir sind uns sicher, diese Erkenntnisse können auch auf die Arztpraxis übertragen werden.
Bitte führen Sie bei sich und Ihrem Kind eine Händedesinfektion durch bevor Sie die Praxis betreten.
Bei uns gibt es vor dem Betreten der Praxis und in jedem Raum die Möglichkeit zur Händedesinfektion.